18. Dezember 2018: Zweiter Aufsatz über die altföhringer Ballade Bai Reder im „Nordfriesischen Jahrbuch“ veröffentlicht

Im Frühjahr 2016 entdeckte ich zufällig eine der Wissenschaft bisher nicht bekannte Fassung der altföhringer Ballade heutzutage meistens A bai, a reder genannt in den Beständen der Nachlass- und Autographensammlung der Staatsbibliothek zu Berlin resp. im Nachlass der prominenten Volkskundler und Philologen Jacob und Wilhelm Grimm. In den folgenden zwei Jahren beschäftigte ich mich neben meinem Dissertationsprojekt und einer Publikation über den nordfriesischen Dichter Johannes Hansen intensiv mit der historischen Einordnung dieser Fassung. Das Ergebnis liegt nun als dokumentarisch, sprach- und geschichtswissenschaftlich ausgerichteter Aufsatz mit zwei unterschiedlichen, aber zusammenhängenden Hauptschwerpunkten vor, der im neuen Band (Nr. 54) des Nordfriesischen Jahrbuchs abgedruckt wurde und den Titel Der älteste Zeuge der altföhringer Ballade. Eine wiederentdeckte Variante aus dem Nachlass der Brüder Grimm trägt. Die erste Hälfte liefert zunächst ein vollständiges Transkript der wiederentdeckten Variante inklusive der ebenfalls erhaltenen Übersetzung und diskutiert anschließend verschiedene Aspekte, die den Schluss zulassen, dass sie von allen überlieferten Fassungen die älteste darstellt und dass Peter Jung Peters (1759-1842) aus Wrixum, Lehrer daselbst und Organist an St. Nicolai in Boldixum, ihr Urheber ist. Der zweite Teil des Aufsatzes widmet sich einer umfassenden Retrospektive über die komplexe Transmission der Ballade sowie einer kurzgefassten Forschungs- und Rezeptionsgeschichte.

Im Zuge meiner Auseinandersetzung mit A bai, a reder hatte ich mich auf Anregung meiner Kollegen Prof. Dr. Klaus Böldl und Katharina Preißler M.A. (ISFAS, CAU zu Kiel, Abteilung Skandinavistik) auch mit der Frage, ob die im Text konservierten Elemente christlicher Glaubensvorstellungen eine Klassifizierung als Legendenballade rechtfertigen, beschäftigt. Hieraus ist ein weiterer, überwiegend mediävistisch ausgerichteter Aufsatz mit dem Titel Stolt an süverlick. Zur Klassifizierung der altföhringer Ballade als christlich-moralisierendes Legendenlied entstanden, der bereits im vergangenen September in Die nordische Ballade als religiöser Resonanzraum. Interdisziplinäre und intermediale Perspektiven veröffentlicht wurde und ein Begleitprodukt der hier beschriebenen Arbeit darstellt (vgl. den entsprechenden Blog-Eintrag vom 20. September). Mit dem Druck dieser beiden Abhandlungen runde ich meine Untersuchungen zur altföhringer Ballade vorläufig ab. Gerade erst vor ein paar Tagen habe ich allerdings – erneut durch eine bemerkenswerte Fügung – einen Hinweis gefunden, der u. U. Aufschluss über einen bisher ungeklärten Aspekt der Balladen-Überlieferung geben könnte und einen kurzen Nachtrag im nächsten Jahrbuch rechtfertigen würde.

Bibliographische Angaben:

  • Winter, Christoph. 2019. „Der älteste Zeuge der altföhringer Ballade. Eine wiederentdeckte Variante aus dem Nachlass der Brüder Grimm“. In: Nordfriesisches Jahrbuch 54. S. 131 – 162.
  • Winter, Christoph. 2018. „Stolt an süverlick. Zur Klassifizierung der altföhringer Ballade als christlich-moralisierendes Legendenlied“. In: Klaus Böldl & Katharina Preißler (Hg.): Die nordische Ballade als religiöser Resonanzraum. Interdisziplinäre und intermediale Perspektiven (Münchner Nordistische Studien 32). München: Herbert Utz Verlag. S. 182 – 203.

CW