2. Februar 2018: Kulturgeographische Tagesexkursion des Geographischen Instituts (CAU Kiel) nach Nordfriesland

Dipl.-Geogr. Sakura Yamamura und ihre studentische Hilfskraft Niclas Winter, mein Bruder, hatten mich bereits Ende 2017 freundlichst zur Teilnahme an einer kulturgeographischen Tagesexkursion des Geographischen Instituts (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Arbeitsgruppe Stadt- und Bevölkerungsgeographie) eingeladen. Der Bildungsausflug für Studierende des Fachs sollte am 2. Februar unter dem Titel Natur – Raum – Kultur/Menschen: kulturgeographische Perspektiven auf Nordfriesland stattfinden und die TeilnehmerInnen vor Ort möglichst anschaulich über eine Reihe von nordfriesischen Themen informieren, die sich mit den wissenschaftlichen Schwerpunkten ihres Studiums verknüpfen lassen. Meine Aufgabe bestand darin, im Wechsel mit Niclas, an verschiedenen Stationen einen kompakten Input zu jeweils einem konkreten Thema zu liefern.

Nach einer kurzen Einführung (inkl. Aushändigung der die Exkursion begleitenden Reader) und Vorstellung vor dem Hochhaus der Uni-Verwaltung, machten wir uns gegen 8:10 mit drei Bussen und insgesamt 26 TeilnehmerInnen auf den Weg nach Nordfriesland. Unser erstes Ziel war die Mole in Dagebüll, wo die Studierenden bei Ebbe, eher wechselhaftem Wetter und leichtem Wind einen Blick über das Watt, auf Föhr, Oland und Langeness werfen konnten.

Blog 2.2.2018 (Geo-Exkursion) 1
©Niclas Winter

Vor dieser Kulisse informierte Niclas zunächst über wichtige Daten und Ereignisse der nordfriesischen Geschichte, bevor wir einen Spaziergang durch die Dagebüller Stöpe und entlang des Badedeichs  an dem zurzeit in Anpassung an den steigenden Meeresspiegel Bauarbeiten zwecks Erhöhung durchgeführt werden  bis zur Jenswarft machten. Dort, direkt an der Grenzscheide zwischen der Baustelle und dem alten Deich, lagen der Dagebüller Hauptsielzug, einige Lahnungen und der Lorendamm nach Oland/Langeness in Sichtweite, sodass sich eine überaus geeignete Gelegenheit für einen weiteren Input (Niclas) über das Hauptmotiv der nordfriesischen Identität ergab: Landgewinnung und Landverlust.

Blog 2.2.2018 (Geo-Exkursion) 2
©Christoph Winter

Im Anschluss hieran fuhren wir ein Stück nach Osten zur Nommenswarft an der Dagebüller Dorfstraße, wo die Möglichkeit besteht, einen alten Fehting in Augenschein zu nehmen. An dieser Stelle habe ich die ExkursionsteilnehmerInnen über die Halligwohnstätte und die verschiedenen historischen Haustypen Nordfrieslands informiert, um die besondere Anpassung der Nordfriesen an ihren extremen Lebensraum hervorzuheben.

Blog 2.2.2018 (Geo-Exkursion) 3
©Niclas Winter

Weil wir unserem Zeitplan nicht ganz gerecht werden konnten, mussten wir die Besichtigung einer typischen Wehle (das Resultat eines Deichbruchs infolge einer Sturmflut), die wir als symbolischen Kontrast zur Ebbe in das Exkursions-Programm aufgenommen hatten, etwas aufschieben und stattdessen direkt nach Deezbüll fahren. Dort hatten wir einen Termin mit Karl-Wilhelm Teske im Friesischen Museum Niebüll-Deezbüll und ließen uns von ihm eine hochinteressante Führung durch das alte uthlandfriesische Langhaus geben, das als erfahrbares Beispiel meinen vorangegangenen Input veranschaulichen sollte.

Blog 2.2.2018 (Geo-Exkursion) 4©Niclas Winter

Nach einer kurzen Mittagspause im Bistro der Niebüller Backstube verließen wir Niebüll in Richtung Westen auf dem Gotteskoogdeich, um die Besichtigung der Wehle nachzuholen. Zur Einstimmung lasen die Exkursionsteilnehmenden auf der Fahrt die Sage über den Untergang Rungholts. Nachdem wir dann vor Ort erklärt hatten, was genau eine Wehle ist, setzten wir unseren Weg über Neugalmsbüll, Dagebüll-Kirche, Fahretoft, Waygaard und Ockholm (am Bongsieler Kanal entlang) fort und fuhren in den Sönke-Nissen-Koog. Hier berichtete Niclas über die Geschichte und die Besonderheiten dieses Koogs, bevor wir weiter Richtung Osten zum Nordfriisk Instituut in Bredstedt fuhren, wo uns Dr. Claas Riecken bereits erwartete. Im großen Versammlungsraum im zweiten Stock hielt er einen längeren Vortrag über die verschiedenen Facetten der nordfriesischen Identität und überließ uns im Anschluss die Räumlichkeit für eine Diskussion. Bevor Niclas die Exkursion didaktisch mit einer Aufgabe abrundete, indem er die Geographie-Studierenden ausgewählte Zitate und Bilder in Gruppen diskutieren, präsentieren und erläutern ließ, habe ich die Anwesenden noch über mein Fachgebiet  die nordfriesische Sprache informiert. Zurück in Kiel waren wir gegen 18:40.

Aufgrund der zeitlichen Engpässe sollten wir das Programm zukünftiger Exkursionen etwas entzerren; mehr Glück hatten wir dagegen mit dem Wetter, das in den entscheidenden Momenten gehalten hat und in den restlichen wohl zumindest einen authentischen Eindruck vermittelte. In jedem Falle freue ich mich wirklich sehr darüber, dass ich an dieser (mir eigentlich fachfremden) Exkursion teilnehmen durfte und auch inhaltlich beitragen konnte. Mir selbst haben besonders die Diskussion und der Vortrag im NFI einige neue Perspektiven und Denkanstöße geliefert.

CW